Die Sturm-Katastrophe im Landkreis Passau: Milionenschäden in Landwirtschaft, Gewerbe, Kommunen und bei Privaten

21. August 2017: Schäden an Gebäuden und Infrastruktur bei mindestens 40 Millionen Euro – Sturm sorgt für 3200 Hektar Kahlfläche – Katastrophenfall endet um 20 Uhr - Bürgertelefon des Landkreises
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Passau. Nach ersten Schätzungen hat die Sturm-Nacht zum Samstag, 19. August, allein an Gebäuden und Infrastruktur im Landkreis Passau einen Schaden von mindestens 40 Millionen Euro angerichtet. Das geht aus einer ersten Befragung der betroffenen Gemeinden durch das Landratsamt Passau hervor. Insgesamt beträgt die entstandene Kahlfläche in den Wäldern nach ersten Hochrechnungen rund 3200 Hektar – das entspricht 3200 Fußballfeldern. Die Schadenssumme ist hier noch nicht abschätzbar, allein die Kosten für die Wiederaufforstung dürften bei rund 10 Millionen Euro liegen. Der seit Freitagnacht geltende Katastrophenfall wird heute, Montag, 21. August, um 20 Uhr aufgehoben.

Damit hat der Sturm für ein Gesamtschadensbild gesorgt, das in dieser Form in der Geschichte des Landkreises Passau einzigartig ist. Zwei Todesopfer bei den Aufräumarbeiten, zweistellige Millionenschäden, fast zwei Tage Stromausfall in über 40 Ortsteilen und Ortschaften, bis zu 800 Helfer im Einsatz und eine Landschaft, die sich in manchen Bereichen des Landkreises buchstäblich über Nacht verändert hat: Das Unwetter sorgte für mehrere tausend Einsätze der Feuerwehren und Rettungskräfte, innerhalb von 48 Stunden gingen rund 2350 Notrufe ein, davon 1500 in der Sturm-Nacht selbst.

Für Anfragen hat das Landratsamt Passau ein Bürgertelefon eingerichtet, das ab Dienstag, 22. August, unter der Nummer 0851-397 360 freigeschaltet ist. Gleichzeitig richtet der Landkreis unter www.landkreis-passau.de eine Übersicht über Zimmerei-, Spenglerei- und Dachdecker-Betriebe ein. Da bereits jetzt die heimischen Betriebe angesichts zahlreicher Anfragen an der Kapazitätsgrenze arbeiten, sollen sich auch Unternehmen von außerhalb melden. Dies kann unter der E-Mail-Adresse handwerkerhilfe@landkreis-passau.de erfolgen. Dieses Angebot des Landkreises gibt betroffenen Hausbesitzern eine Orientierung, eine Gewähr für die Leistungsfähigkeit der Betriebe kann nicht übernommen werden.

Priorität hat weiterhin die Wiederherstellung der Infrastruktur für Verkehr und Energieversorgung. Ministerpräsident Horst Seehofer hat in einem Telefongespräch gegenüber Landrat Franz Meyer die vollste Unterstützung angekündigt, der Landkreis Passau könne sich hier auf Bayern verlassen.

Noch in der Orkan-Nacht war deutlich geworden, dass besonders die Windbruchschäden historische Ausmaße annehmen könnten – eine Befürchtung, die sich leider bewahrheitete. Davon konnte sich am Sonntagnachmittag auch  Landwirtschaftsminister Helmut Brunner überzeugen, der sich im Bereich Thyrnau/Hauzenberg selbst ein Bild von der Lage machte. Er erlebte dabei ein schockierendes Schadensbild. Die Sturm-Nacht werde nächste Woche auch Thema für die Staatsregierung  sein – „und zwar als Tagesordnungspunkt eins“, so der Minister.

Enorme Windbrüche sind nicht nur im nördlichen Landkreis mit den Schwerpunkten Hauzenberg, Straßkirchen und Thyrnau zu verzeichnen. Auch unter anderem in Pocking, Bad Griesbach und Dorfbach kam es zu teilweise flächendeckendem Windbruch. Landrat Franz Meyer und sein Stellvertreter Raimund Kneidinger, der noch in der Nacht auf Samstag den Katastrophenfall ausgelöst hatte, sprachen in diesem Zusammenhang von einer „Veränderung des Landschaftsbildes in manchen Landkreisteilen“. Dabei erneuerten sie die ernste Warnung, Waldstücke unbedingt zu meiden. Spaziergänger, Pilzesammler oder Schaulustige riskierten hier ihr Leben: „Das Betreten von Waldstücken ist auf Wochen ein Risiko für Leib und Leben."

Zuletzt waren etwa 200 Einsatzkräfte von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk (THW) im Einsatz, um besonders in den Bereichen Hauzenberg, Thyrnau und Hauzenberg Straßen frei zu räumen. Am Sonntag waren noch etwa 40 Ortsteile ohne Stromversorgung. Bis zum Abend war die Energieversorgung aber weitgehend sichergestellt, seit Montag später Nachmittag flächendeckend.

Landrat Franz Meyer und sein Stellvertreter Raimund Kneidinger richten in diesem Zusammenhang einen großen Dank an die ehrenamtlichen und hauptamtlichen Einsatzkräfte, die an diesem Wochenende „hervorragende Arbeit geleistet haben“. Dieser Dank geht auch an die vielen Privatfirmen, Landwirte und die Mitarbeiter der Straßenverwaltungen, des Landratsamtes und der Bauhöfe , die über das Wochenende schnelle und effiziente Hilfe geleistet haben. „In diesem Miteinander aus Einsatz- und Rettungskräften, aus Feuerwehr und THW und vielen anderen formierte sich ein starkes Team, das die Krise bewältigte“, so Landrat Franz Meyer.

Für Mittwoch, 23. August, haben der Landrat und sein Stellvertreter Raimund Kneidinger eine Besprechung unter anderem mit Landwirtschaftsamt, Straßenverwaltungen, Waldbauern und Staatsforsten anberaumt, um die weiteren Arbeiten im Nachgang des Unwetters zu koordinieren. Dabei wird auch die Zusicherung von Minister Brunner eine Rolle spielen, den Landkreis Passau beim Einsatz von schwerem Räum- und Holzerntegerät in den großflächigen Windbruchgebieten zu unterstützen. Hier habe sich laut Landrat Franz Meyer auch Ministerpräsident Horst Seehofer eingeschaltet. Der Leiter der bayerischen Staatsforst-Verwaltung Martin Neumeyer habe bereits entsprechende Unterstützung signalisiert, unter anderem werde der Staatsforst ab sofort kein Holz mehr in den Markt geben, um so die Preise zu stützen.

Passau, 21.08.17 20:00 Uhr