Hanns Dorfner

Ehrenring glänzt an Dorfners Hand

Altlandrat bekommt höchste Auszeichnung des Landkreises und steht nun auf einer Stufe mit seinem Vorbild Kitzlinger

von Stefan Dorner

Neuburg am Inn. Auch, vielleicht sogar gerade in der Stunde seiner größten Auszeichnung wollte er sein Vorbild Baptist Kitzlinger nicht vergessen: "Wenn man allzu viel Weihrauch verteilt, dann wird jeder Heilige rußig", zitierte Hanns Dorfner seinen für markante Sprüche bekannten Vorgänger, nachdem er selbst auf Schloss Neuburg den Goldenen Ehrenring erhalten hatte. "Aber irgendwo gfreit's einen schon, ich fühle mich über die Maßen geehrt", richtete der 66-Jährige Worte des Dankes an seinen Nachfolger Franz Meyer, der ihm die Auszeichnung übergeben hatte.

Die 200 Ehrengäste erhoben sich laut applaudierend von ihren Plätzen, als Meyer an den Altlandrat den Goldenen Ehrenring überreichte, ein halbes Jahr nach dessen Ausscheiden aus dem Amt. Erst zum 26. Mal vergeben, ist Dorfner nunmehr eine von zwölf lebenden Personen, die den Ring tragen.

Feierlicher Festakt auf der Neuburg. Anders als noch bei seiner Verabschiedung im Mai, trat diesmal ein Hanns Dorfner auf die Bühne, bei dem die Wehmut endgültig von Zufriedenheit und Stolz besiegt worden ist. Sichtlich gerührt, aber auch befreit und locker stand er da. Er bedankte sich bei Weggefährten, Freunden, vor allem bei Ehefrau Gerlinde und der Familie, "die mich immer getragen haben". Am 1. Mai 1990 stieg Dorfner nach 18 Jahren als Bürgermeister in seinem Heimatort Kirchham zum ersten Mann im größten Landkreis Niederbayerns auf.

Schwierige Zeiten galt es durchzustehen. "Viele haben uns in die Ecke gestellt, als welche, die ganz weit weg sind, die nichts können", erinnerte Dorfner. Doch nach dem Fall des "Eisernen Vorhangs" habe eine Aufbruchstimmung eingesetzt, "als wir plötzlich ins Herz Europas gerückt sind".

"Dieser Landkreis kann stolz sein auf das, was er geleistet hat und was aus ihm geworden ist", meinte Dorfner, der aber auch eines nicht verhehlte: "Dass es auch viele kritische Diskussionen gab, die einen aber stärkten, weil sie zum Nachdenken angeregt haben für die politischen Entscheidungen." Über allem sei aber immer sein Credo gestanden: "Mit einer starken Verwaltung bürgernah und gesetzestreu zugleich zu arbeiten."

Landrat Meyer lobte seinen Vorgänger in seiner Laudatio als "einen geborenen Kommunalpolitiker". Er stellte dessen Verdienste für die Kulturarbeit, vor allem die Gründung der Kreismusikschule, seine Investitionen in die Bildungseinrichtungen mit über 100 Millionen Euro und seine Entscheidungen für die Wirtschaft und dem Tourismus heraus. Mit dem Granitzentrum und dem "Haus am Strom" seien in Dorfners Amtszeit zwei Vorzeigeprojekte verwirklicht worden.

Trotz all dieser großen Wirkungsfelder habe Dorfner aber immer darauf geachtet, das eigene Haus nicht zu vernachlässigen. "Das wurzelt wohl in der Erkenntnis, dass Kommunalpolitiker nicht nur der politischen Entscheidungskraft, sondern auch der kompetenten Umsetzung durch eine motivierte Verwaltungs bedarf", lobte Meyer. Nicht überraschend sei es deshalb, dass das Landratsamt Passau in all den Prozessen der Verwaltungs-Modernisierung bayernweit immer bei den Ersten gewesen sei. "Ich habe am 1. Mai ein sehr gut bestelltes Haus übernommen", bedankte sich Meyer für einen von "Freundschaft und großen Respekt" geprägten Amtsübergang.

"Dein Handeln hat weit ausgestrahlt, ist beispielhaft und aus der Geschichte unseres Landkreises nicht mehr wegzudenken. Du hast ihm Deinen Stempel aufgedrückt und deshalb gibt es keine angemessenere Würdigung als den Goldenen Ehrenring", betonte Meyer und schritt umgehend zum Höhepunkt des Festakts, der vom Hornensemble der Kreismusikschule von Maria Killingseder umrahmt wurde. Für Dorfner war es übrigens die dritte große Auszeichnung binnen einer Woche: Zuvor war er ins Präsidium des Bayerischen Musikrates gewählt und zudem bei der 30-Jahr-Feier zum Ehrenbürger der Universität Passau ernannt worden.

"Ich werde mich zusammenreißen und den Ring in Würde tragen", versprach Dorfner. "Dass man nach 18 Jahren im Amt zum Altlandrat ernannt wird, das ist ja zu erwarten. Aber dass am selben Tag vom Kreistag entschieden wird, den Ehrenring zu vergeben: Das ehrt einen schon".
Diese Freude wurde auch beim anschließenden Buffet im Rittersaal der Neuburg deutlich. An jedem Tisch, an dem der gut gelaunte Dorfner auftauchte, ließ er es gewaltig "menscheln". Exakt jene Eigenschaft, die seine Weggefährten und Freunde als seine große Stärke über all die Jahre im manchmal harten politischen Geschäft immer wieder heraus stellen. Dorfner ist am Donnerstagabend trotz der vielen Beweihräucherungen nicht heilig geworden, auch nicht rußig. Er ist aber zum Altlandrat mit Ehrenring aufgestiegen und steht jetzt auf einer Stufe mit seinem Idol Baptist Kitzlinger.