Ganze Waldstücke vernichtet: Der Landkreis Passau erlebt eine der folgenreichsten Sturmkatastrophen

20. August 2017: Zwei Todesopfer bei Aufräumarbeiten - Sturm hat „Landschaft über Nacht verändert“ – Katastrophenfall bleibt aufrecht

 Passau. Zwei Todesopfer bei den Aufräumarbeiten, noch unüberschaubare Schäden an Gebäuden und Waldflächen, fast zwei Tage Stromausfall in über 40 Ortsteilen und Ortschaften, bis zu 600 Helfer im Einsatz und eine Landschaft, die sich in manchen Bereichen des Landkreises buchstäblich über Nacht verändert hat: Das Unwetter in der Nacht auf Samstag, 19. August, hat den Landkreis Passau äußerst schwer getroffen. Dank des Einsatzes vieler Ehrenamtlicher konnten bis Sonntagabend die schlimmsten Folgen des Unwetters beseitigt werden, allerdings sind bei einer Reihe von Streckenabschnitten und Einzelgehöften noch Sicherungsmaßnahmen notwendig. Der Katastrophenfall bleibt daher aufrecht erhalten. In den letzten 48 Stunden gingen rund 2350 Notrufe ein, davon 1500 in der Sturm-Nacht selbst.

Eine Bezifferung des Schadens wird erst im Laufe der kommenden Woche möglich sein. Priorität hat jetzt die Wiederherstellung der Infrastruktur für Verkehr und Energieversorgung. Ministerpräsident Horst Seehofer hat in einem Telefongespräch gegenüber Landrat Franz Meyer die vollste Unterstützung angekündigt, der Landkreis Passau könne sich hier auf Bayern verlassen.

Noch in der Orkan-Nacht war deutlich geworden, dass besonders die Windbruchschäden historische Ausmaße annehmen könnten – eine Befürchtung, die sich leider bewahrheitete. Neben einer dreistelligen Zahl von Gebäuden, die ganz oder teilweise vom Sturm abgedeckt wurden, fielen ganze Waldstücke dem Orkan komplett zum Opfer. Davon konnte sich am Sonntagnachmittag auch  Landwirtschaftsminister Helmut Brunner überzeugen, der sich im Bereich Thyrnau/Hauzenberg selbst ein Bild von der Lage machte. Er erlebte dabei ein schockierendes Schadensbild. Die Sturm-Nacht werde nächste Woche auch Thema für die Staatsregierung  sein – „und zwar als Tagesordnungspunkt eins“, so der Minister.

Enorme Windbrüche sind nicht nur im nördlichen Landkreis mit den Schwerpunkten Hauzenberg, Straßkirchen und Thyrnau zu verzeichnen. Auch unter anderem in Pocking, Bad Griesbach und Dorfbach kam es zu teilweise flächendeckendem Windbruch. Landrat Franz Meyer und sein Stellvertreter Raimund Kneidinger, der noch in der Nacht auf Samstag den Katastrophenfall ausgelöst hatte, sprachen in diesem Zusammenhang von einer „Veränderung des Landschaftsbildes in manchen Landkreisteilen“. Dabei erneuerten sie die ernste Warnung, Waldstücke unbedingt zu meiden. Spaziergänger, Pilzesammler oder Schaulustige riskierten hier ihr Leben: „Das Betreten von Waldstücken ist auf Wochen ein Risiko für Leib und Leben."

Zuletzt waren 400 Einsatzkräfte von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk (THW) im Einsatz, um besonders in den Bereichen Hauzenberg, Thyrnau und Hauzenberg Straßen frei zu räumen. Am Sonntag waren noch etwa 40 Ortsteile ohne Stromversorgung. Bis zum Abend war die Energieversorgung aber weitestgehend sichergestellt. Unterdessen war es den Einsatzkräften von Feuerwehr und THW gelungen, die Notstromversorgung u.a. für die Melkzeiten in Viehhaltungsbetrieben zu gewährleisten.

Landrat Franz Meyer und sein Stellvertreter Raimund Kneidinger richten in diesem Zusammenhang einen großen Dank an die ehrenamtlichen und hauptamtlichen Einsatzkräfte, die an diesem Wochenende „hervorragende Arbeit geleistet haben“. Es sei eine vorbildliche Leistung, 48 Stunden nach einem solchen Schadensereignis die Infrastruktur wieder soweit hergestellt zu haben.

Für Mittwoch, 23. August, haben Meyer und Kneidinger eine Besprechung unter anderem mit Landwirtschaftsamt, Straßenverwaltungen, Waldbauern und Staatsforsten anberaumt, um die weiteren Arbeiten im Nachgang des Unwetters zu koordinieren. Dabei wird auch die Zusicherung von Innenminister Joachim Herrmann eine Rolle spielen, den Landkreis Passau beim Einsatz von schwerem Räum- und Holzerntegerät in den großflächigen Windbruchgebieten zu unterstützen. Hier habe sich laut Landrat Franz Meyer auch Ministerpräsident Horst Seehofer eingeschaltet und auch die Staatsforst-Verwaltung sei entsprechend informiert.

 

Passau, 20.08.17 20:05 Uhr